KUNSTBULLETIN 12/2009
von: Isabel Friedli

Susanne Fankhauser

Basel — Susanne Fankhausers (*1963) Grafiken ragen wie Eisberge aus einem Meer visueller Eindrücke. In der Tat sind die Bildfindungen gewachsen und durch Montage entstanden: Die einzelnen Bestandteile haben durch einen Prozess der Selektion und Bearbeitung zueinander gefunden und sind dann erst zu einer Einheit verschmolzen. Was in verschiedenen Druckverfahren auf dem Blatt in höchster Dichte und Reduktion erscheint, ist das Resultat einer Auslese aus dem Bildarchiv der Künstlerin. Eingang in diese digitale Schatztruhe - Fankhauser bearbeitet die Fundstücke am Computer - finden hauptsächlich Abbildungen aus dem Kunstkontext, die durch die Reproduktion in Zeitschriften schon vom Sog der Aneignung und Verarbeitung erfasst worden sind. Einmal Teil ihres Inventars generiert die Künstlerin rechnerische Derivate. Man denkt an Sampling, Remix und Wiederaufgelegtes, steht aber vor verblüffend eingängigen Neubildungen, wie ein Lied, das man nach einmaligem Hören immer wieder abspielen möchte. Die auf Linie, Farbe und Fläche reduzierten und wie optische Formeln wirkenden Zeichnungen kommen dezidiert einstimmig daher, bieten aber den Resonanzraum für ein Konzert an Erinnertem, Unausgesprochenem und seltsam Vertrautem.
Susanne Fankhauser • Twist 2008
Inkjet Print auf Papier, 75x 100cm

Galerie Martin Flaig, bis 19.12.09
www.martinflaig.com